Monogamie und Treue: Wie realistisch ist das Versprechen „für immer“?

Wer sich – zumindest hierzulande – mit Beziehungsmodellen auseinandersetzt, kommt nicht an der Monogamie vorbei. Viele Menschen setzen es sich als Lebensaufgabe, irgendwann zu heiraten und Kinder zu bekommen. Aber was verbirgt sich eigentlich hinter diesem Ideal? Und was hat es mit den zahlreichen Gegenentwürfen auf sich, die mittlerweile bei vielen Singles und Paaren beliebt sind?

Eine Frage, die über allem schwebt, ist: „Wie realistisch ist es, einem Menschen bis zum Tod (und darüber hinaus) treu zu bleiben?“.

Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Facetten von Monogamie und könnte bei dem ein oder anderen für eine leichte Trübung der rosaroten Brille sorgen. Denn: Zahlreiche Beziehungen sind nicht so exklusiv, wie sie auf den ersten Blick scheinen.

Was bedeutet Monogamie eigentlich?

Unter Monogamie versteht man, einer einzigen Person treu zu sein. Was sich für die einen wie der „Non-Plus-Ultra“ des perfekten (Liebes-)Lebens anhört, dürfte bei anderen, die zum Beispiel regelmäßig auf Seiten wie ErotikGeek.com, um hier neue Partner für erotische Abenteuer zu finden, unterwegs sind, für Unverständnis sorgen.

Wer monogam lebt (und diese Monogamie auch seinem Partner oder seiner Partnerin versprochen hat) bleibt körperlich, aber auch in Bezug auf Aspekte wie Loyalität, treu.

Monogamie gilt bis heute als das Sinnbild einer festen, stabilen Beziehung, bei der „jeder weiß, wo er hingehört“.

Oft zeigt sich nach mehreren Jahrzehnten jedoch, dass es ein hohes Maß an Verantwortung mit sich bringt, einem anderen Menschen immer treu zu sein. So kann das Vorhaben, das nicht selten mit der Ehe besiegelt wurde, hin und wieder zu einer Herausforderung werden – vor allem, wenn sich einer von beiden in der Beziehung langweilt und befürchtet, nun bis an das Ende seines Lebens in einer Art Spirale gefangen zu sein.

Wie viele Menschen schaffen es wirklich, treu zu bleiben?

Vorweg: Die folgenden Zahlen könnten etwas desillusionierend wirken, aber – Statistiken zufolge hat jeder zweite Mensch irgendwann im Laufe seines Lebens eine Affäre. Und weil es sich hierbei „nur“ um die offiziellen Zahlen handelt, und nicht zwangsläufig jeder im Rahmen einer solchen Untersuchung die Wahrheit sagt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Dunkelziffer noch um einiges höher ist.

Der Vollständigkeit sei zudem erwähnt, dass jeder „Untreue“ anders für sich definiert. Bei manchen startet Untreue beim Sex, andere bewerten das Ganze deutlich sensibler.

Fest steht allerdings auch, dass die Möglichkeiten, die das Internet und seine einschlägigen Plattformen mit sich bringen, dafür gesorgt haben, dass es heute viel leichter als früher ist, einen Menschen zu finden, der entsprechendes Interesse hat. Eine monogame Ehe muss sich heute dementsprechend gegen vollkommen andere Herausforderungen zur Wehr setzen, als es noch vor Jahrzehnten der Fall war.  

Treue bis ans Lebensende: Warum ist das eigentlich so schwer?

Es gibt unterschiedliche Gründe, warum es manchen Menschen schwerer fällt als anderen, monogam zu leben. Der persönliche Charakter spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Dennoch wäre es falsch, diesen als allein ausschlaggebenden Faktor zu sehen. Weitere Faktoren sind unter anderem:

  •       der Umstand, dass sich Menschen im Laufe der Zeit weiterentwickeln und sich dementsprechend auch ihre Bedürfnisse verändern. Was früher als „besonders ansprechend“ empfunden wurde, kann irgendwann „langweilig“ werden.
  •       die Tatsache, dass der Alltag, der in so gut wie jeder längeren Beziehung Einzug halten kann, irgendwann oft als langweilig empfunden wird. Die Suche nach Abwechslung – in welcher Form auch immer – wird aktueller.
  •       die Fülle an „Fremdgeh-Möglichkeiten“, die das Internet bietet. Wer weiß, wo er suchen muss, wird meist schnell fündig. Die nächste Affäre ist oft nur einen Klick entfernt.

Zu guter Letzt fällt es vielen Paaren auch (oder gerade?) nach Jahren schwer, über ihre individuellen Bedürfnisse zu sprechen. Auf diese Weise lassen sich allerdings keine Probleme lösen. Umso wichtiger ist es, sich immer wieder daran zu erinnern, wie wichtig Kommunikation ist.

Sollte man einen Seitensprung beichten?

Leider ist es nicht möglich, diese Frage standardisiert zu beantworten. Es gibt kein Patentrezept, das aufzeigen würde, welcher Weg der einzig richtige ist. Denn: Genau diesen, den „einzig richtigen Weg“, gibt es nicht.

Derjenige, der betrogen hat, sollte sich jedoch im ersten Schritt fragen, was die Untreue in ihm ausgelöst hat und ob er immer noch ernsthaft an seiner Beziehung festhalten möchte. Falls nicht, ist es nur fair dem Partner oder der Partnerin gegenüber, mit offenen Karten zu spielen.

Der Seitensprung war nur ein Ausrutscher? Dann geht es darum, die Vor- und Nachteile des Beichtens gegeneinander abzuwägen. Wie wird das Gegenüber reagieren? Gab es in der Beziehung schon einmal eine ähnliche Situation? Welche Folgen wird es haben, wenn der Seitensprung gebeichtet wird?
Ein paar Unsicherheiten bestehen natürlich immer und niemand hat eine Glaskugel.

Dennoch können viele Menschen ihren Partner oder ihre Partnerin nach einigen Jahren gut einschätzen. Am Ende entscheidet das eigene Gewissen und bis zu einem gewissen Grad auch die Vernunft darüber, was die beste Entscheidung darstellen könnte.

Alternativen zur Monogamie: Diese Beziehungsmodelle stehen zur Verfügung

Wer von vornherein für sich weiß, dass er sich mit lebenslanger Treue nicht anfreunden kann, sollte in jedem Fall mit offenen Karten spielen. Auf diese Weise lässt sich eine offene und transparente Basis für alle möglichen Entwicklungen schaffen.

Eine der bekanntesten Alternativen zur monogamen ist sicherlich die offene Beziehung. Wie die Bezeichnung schon sagt, gehen alle Beteiligten mit der Partnerschaft „offen“ um. Sie erlauben sich – zumindest in der klassischen Variante – gegenseitig, andere zu daten und (je nach Abmachung) auch Sex mit ihnen zu haben.

Der Vorteil: Da jeder weiß, worauf er sich einlässt, ist das Risiko, emotional verletzt und hintergangen zu werden, gering. Und dennoch ist es auch bei einer derart lockeren Herangehensweise wichtig, ehrlich sich selbst gegenüber zu sein. Wer bemerkt, dass er sich in seinen Partner oder in seine Partnerin verliebt und das Modell der offenen Beziehung nicht mehr führen möchte, sollte ebenfalls ehrlich sein. Nur so kann eine offene Beziehung optimal funktionieren.

Diejenigen, die absolut keine Lust auf irgendetwas haben, das auch nur ansatzweise in einer Verbindung mit einer festen Partnerschaft steht, haben im Casual Dating sicherlich die passende Beziehung gefunden. Hier wissen alle Beteiligten, dass es um keinerlei Verpflichtungen, sondern wirklich „nur“ um Sex geht. Kommen die Sex-Partner aus dem engeren Bekanntenkreis, ist hier auch oft von „Freundschaft Plus“ die Rede.

Warum Monogamie dennoch funktionieren kann…

Paare, die sich versprechen, einander für immer treu zu bleiben, nehmen eine große Herausforderung an. Und dennoch hat sicherlich so gut wie jeder mindestens eine Beziehung im Bekanntenkreis, bei der das Modell seit Jahren funktioniert und bei der keiner von beiden das Gefühl hat, eingesperrt zu sein oder eingeschränkt zu werden. Bei der gemeinsam in eine Immobilie investiert wurde, die Kinder fröhlich im Garten spielen und bei der eben alles perfekt ist.

Wie so oft liegt das „große Geheimnis“ darin, auf sich selbst zu hören und keinem Ideal nachzueifern, hinter dem man nicht zu 100% steht. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf fällt es oft leichter, sich auf die nächste Beziehung einzulassen – unabhängig davon, unter welcher Überschrift diese zusammengefasst werden kann.

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